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Bericht der 38. GHz-Tagung Dorsten 21. Februar 2015

Es hat den Anschein, als ob sich die Teilnehmerzahl der Tagung so um die 200 eingependelt hat, denn so viele Interessenten konnte der Tagungsleiter Peter Hörig, DL4BBU, auch in diesem Jahr begrüßen.


Bild 1: Blick in den Vortragssaal

Auch aus dem benachbarten Ausland waren wieder erfreulich viele Besucher angereist. Neben einigen bekannte "Mikrowellen-EME-ler" (u. a. ON7UN, PA0BAT und HB9BBD), fiel die hohe Zahl von Teilnehmern aus ON und PA0 auf.

Das Treffen wurde wie gewohnt vom DARC OV Herrlichkeit Lembeck, N38, in Zusammenarbeit mit dem DARC-Distrikt N und der VHS Dorsten organisiert.

Vor Beginn der Vortragsreihe nahm der DARC-Referent UKW-Funksport, Martin Henz, DL5NAH, traditionell die Siegerehrungen in den drei Kategorien des UKW-Contest-Pokals vor. Zusätzlich zu seiner statistischen Auswertung des Contest-Geschehens des vergangenen Jahres, stellte er die Regeländerungen für die neue Contest-Saison in DL vor.


Bild 2: Die Contest-Pokale warten bereits

Der erste Referent der Vortragsreihe, Peter-Jürgen Gödecke, DJ7GP, hat die Ankündigung, dass Qatar den Satelliten "Es'hailSat-2" mit einer Amateurfunk-Nutzlast für das 13- und 3 cm-Band ausrüsten wird, zum Anlass genommen, die dafür benötigten Antennen zu entwickeln und zu testen. Das größte Problem, was dabei zu meistern ist, ist das Erreichen einer hohen Entkopplung zwischen den Duoband-Erregern für die beiden Mikrowellen-Bänder. Anhand von diversen Messreihen zeigte Peter, dass seine Entwicklung ein gangbarer Weg ist.


Bild 5: Die Mannschaft von DK0NA

Vor 2 Jahren hatte Manfred Plötz, DL7YC, bereits über EME auf 24 GHz in einem technisch hochklassigen Bericht vorgetragen, wie hoch die Anforderungen an Ausrüstung und Erfahrung sind, gerade auf diesem Mikrowellen-Band erfolgreich zu arbeiten. Manfred hatte damals versprochen, für 10 GHz einen weiteren Vortrag zu erarbeiten, der nach dem gleichen Schema aufzeigen soll, welche Motivation, Technik und Erfahrung notwendig sind, um erfolgreich EME-QSOs auf diesem Band zu ermöglichen. Manfred stellte klar heraus, dass das auf 10 GHz leichter als auf 24 GHz ist - trotzdem setzt ein solches Selbstbau-Projekt einiges an Basiswissen voraus. Die abschließend vorgetragenen Hörbeispiele von verschiedenen EME-QSOs wurden von den Tagungsteilnehmern mit Applaus aufgenommen.

Hubert Tiedman, DJ3FI, unter den Mikrowellen-Amateuren als "Feedhorn-Papst" bekannt, da er schon viele Erreger für den Einsatz in Parabolspiegeln für die Mikrowellenbändern konstruiert und gebaut hat, stellte in einem Kurzvortrag die Konstruktion eines sogenannten Septum-Feeds für den Einsatz bei EME-Verbindungen im 10 GHz-Band vor. Diese Septum-Feeds bestehen aus zwei unabhängig voneinander arbeitenden Ports (RX- und TX-Port), die ca. 20-30 dB voneinander entkoppelt sind. Bei dem Einsatz von Sendeleistungen für EME-Verbindungen im 10 GHz-Band in der Größenordnung von 50 Watt benötigt man zwischen Senderausgang und Vorverstärkereingang eine Entkopplung von ca. 50 dB. Für das absenken des Sendepegels um die noch notwendigen ca. 35 dB zu erreichen, ist also noch ein weiteres Tool notwendig. Hubert hat eine solche Einrichtung konstruiert (sogenannter Hohlleiterschalter, bestehend aus einem Stempel, der mittels Magnetspule quer durch den Hohlleiter geschoben wird) und in Modifikation des bekannten RA3AQ-Feeds zum Schutz des Vorverstärkers zwischen Septum-Feed und Vorverstärker geschaltet.

Laut Tagungsprogramm war - nun schon traditionell - in der Mittagspause die Möglichkeit vorgesehen, mitgebrachte Selbstbau-Projekte an GHz-Messplätzen vermessen zu lassen. In diesem Jahr stellte Jos Disselhorst, PA3ACJ, einen umfangreichen Messplatz für die höheren GHz-Bänder zur Verfügung, der Messungen bis zum 24 GHz-Band durchführen kann. Die Tagungsteilnehmer nutzten diese Möglichkeit und waren für die Durchführung der Messungen sehr dankbar.


Bild 3: Jos, PA3ACJ, an seinem Messplatz

Die Jugendgruppe EAGR des veranstaltenden DARC OV N38, betreut von Klaus Roggenkamp, DK3HA, hatte sich, wie bereits im Vorjahr vorgenommen, die Mikrowellen-Amateuren mit weiteren Hilfseinrichtungen (neben dem bekannten SSB-Tacker und Bakengeber) zu unterstützen (veröffentlicht im Tagungsband), die sie im Verlaufe des Jahres extra für die Tagung entwickelt und gebaut haben. Für die nächste GHz-Tagung, so verriet Klaus, werden sich die Jugendlichen an den Bau von 10 GHz-Transvertern heranwagen. Die dafür notwendigen Platinen wurden freundlicherweise von DB6NT gestiftet.

Ein weiteres Highlight in der Mittagspause war die Vorführung einer Bake auf 10 GHz im Forum der VHS durch Rudi Reese, DK8QU, die der erste Baustein einer ganze Reihe von Baken sein wird, die im Westmünsterland unter der Leitung von Rudi installiert werden sollen. Die dafür eingesetzte Technik wird eng mit dem HAM-Netz verkoppelt, wodurch die Mikrowellen-Baken besonders attraktiv für die Mittewellenamateure des Münsterlandes und des Ruhrgebietes sein werden. Über den weiteren Ausbau und die Erfahrungen bei der Nutzung wird Rudi zur nächsten Tagung berichten.


Bild 4: Jugendgruppe EAGR

Im Vortragsprogramm der Tagung ging es weiter mit Jan van Muijlwijk, PA3FXB, der über die unglaubliche Geschichte der Restaurierung des 25 m-Spiegels von Dwingeloo berichtete. In den 50-iger Jahren wurde das Observatorium erbaut und der dazugehörige Parabol-Spiegel mit 25 m Durchmesser war damals der größte in der Welt. Bis in die Mitte der 90-iger Jahre wurde er für wissenschaftliche Untersuchungen eingesetzt. Nach Ende seiner Nutzung verfiel es immer mehr zur "Rostlaube". Um den Spiegel nicht endgültig zu verlieren, setzte sich eine Reihe von PA0-Mikrowellenamateuren das Ziel, den Spiegel zu restaurieren. Anhand von unzähligen Bildern schilderte Jan dieses Unterfangen, das in zwei Etappen unter unglaublichen Einsatz dieser Amateurgemeinschaft durchgeführt wurde. Im Oktober 2013 war es geschafft! Der Spiegel wurde eingeweiht - von keinem Geringeren als Joe Taylor, K1JT. Seitdem werden EME-Verbindungen auf den Bändern von (momentan) 2 m bis 23 cm mit "outstanding signals" gearbeitet, wie Jan anhand von Audioaufzeichnung demonstrierte. Unter allgemeinem Gelächter und dem Beifall der Teilnehmer zeigte Jan eine kurze Video-Sequenz, in der er das Lied "Vater Jacob" sang, das mit der entsprechenden Laufzeitverzögerung vom Mond als Echo wieder auf der Erde empfangen wurde (zu finden unter https://www.youtube.com/watch?v=R32O05PCJI0).

Norbert Rüdiger, DL4DTU, referierte über die Technik eines WebSDR, wie er seit 2013 im Raum Dresden betrieben wird. Dabei stellt die eingesetzte Software Wasserfall und Spektrum eines Frequenzabschnittes auf einer HTML-Seite dar. Dabei wird für jeden Besucher ein separater Demodulator zur Verfügung, der beliebig im Spektrum platziert werden kann. Die Verarbeitung des Signals erfolgt komplett auf dem WebSDR und der Nutzer bekommt das demodulierte Audiosignal durch einen Browser abgespielt. Durch den Einsatz von preiswerten DVB-T USB-Sticks auf der Empfängerseite, die für den Amateurfunk zweckentfremdet werden, können mit wenig Aufwand Empfänger für verschiedene Frequenzbereiche zur Verfügung gestellt werden. Norbert demonstrierte anhand von Empfangsbeispielen, wie erfolgreich der zurzeit installierte WebSDR auf 10 GHz, mit einem preiswerten Satelliten LNB, als Beobachter für Regenscatter-Bedingungen eingesetzt wird.

Andreas Imse, DJ5AR, berichtet von seinen Erfahrungen bei der Nutzung von Flug- und Raumfahrzeugen als Reflektoren von SHF-Signalen. Durch die Nutzung sogenannter virtueller Radare ist Aircraft-Scatter (AS) zu einem sehr populären Ausbreitungsmodus für die UKW-Bänder geworden. Für AS an Flugzeugen hat sich die Nutzung der von Frank Schmähling, DL2ALF, entwickelten Software "Air Scout" quasi als Standard etabliert. Da Frank in seiner neuesten Software-Version auch den Groundtrack der Internationalen Raumstation ISS darstellt, war der Entdeckergeist in Andreas erweckt. Nach intensiver Planung gemeinsam mit Jan, PA3FXB, wurden Versuchsreihen gestartet, um Aircraft-Scatter an der ISS durchzuführen - was ihnen auch im April 2013 im 23 cm-Band gelang. Aufbauend auf dieser Erfahrung war es nur konsequent, Aircraft-Scatter auch an Satelliten zu versuchen. Mit dem 25m-Parabol von Dingeloo steht eine Antenne zur Verfügung, die für solche Versuche geeignet ist. Im Februar 2014 wurden erste Test im 23 cm-Band an ausgesuchten Satelliten (Iridium- und Kosmos-Satelliten mit genügend großem Radarquerschnitt) durchgeführt, wobei neben DJ5AR noch andere Stationen die reflektierten Signale von Dwingeloo (PA3XFB als Operator) empfangen haben. Weitere Versuche werden folgen, wobei sich gerade der Empfang von reflektierten Signalen von der ISS und Satelliten mit den hohen Anforderungen an die Antennennachführung und Doppler-Kompensation noch im Versuchsstadium befinden.

Als letzter Beitrag der Tagung führte Horst-Günter Thum, DK2KA, die Zuhörer systematisch in die Radio-Astronomie ein, indem er den Aufbau und die Nutzung eines Interferometers beschrieb. Anlass für dieses Projekt war die Aktion "Jugend forscht", an der das Gymnasium St. Michael in Münstereifel teilnahm. Dank der Unterstützung durch die Funkamateure, die den Astropeiler Stockert mit seinen 10 m- und 25 m-Spiegeln nutzen, ist die Umsetzung eines solchen Projektes erst möglich geworden. Die Schüler begannen zunächst mit dem Bau eines Interferometers im Niederfrequenzbereich, danach im Ultraschallbereich und dann folgerichtig im Hochfrequenzbereich unter Einsatz von zwei SAT-Parabolspiegeln im 11 GHz-Band. Dabei entstanden aber eine ganze Reihe von hochfrequenztechnischen Problemen, die Horst-Günter detailliert behandelte und Lösungen vorstellte, die letztendlich zu dem erfolgreichen Bau des HF-Interferometers führte, wie die Messbeispiele zeigten. Erstaunlich war, dass sich trotz der doch eher wissenschaftlichen Ausführungen sehr viele Anwesenden für dieses Thema interessierten.

Peter Raichle, DJ6XV, leitete wie immer die Abschlussdiskussion, um von den Teilnehmern eine "Resonanz" zu erhalten, was an der Tagung zu verändern oder zu verbessern ist. Außer dem Hinweis, dass das Vortragsprogramm ausgewogen war, gab es keine weiteren Hinweise. So blieb Peter nur noch, den Referenten für Ihren Einsatz zu danken.

Wie bereits zur letzten Tagung, hat Wolfgang Rönn, DG3KCR, das "Amt" der Videoaufzeichnung aller Vorträge übernommen (bei Interesse an Wolfgangs Aufzeichnungen, bitte direkt an ihn wenden unter dg3kcr@darc.de).

Alle Vorträge und zusätzliche Beiträge sind wieder in einem Tagungsband zusammengefasst, der zu einem Selbstkostenpreis von 8,-€ erhältlich ist. Weitere Details dazu bitte unter www.ghz-tagung.de nachlesen.

Peter Hörig, DL4BBU

Anregungen und Fehlermeldungen bitte an den Webmaster
letzte Aktualisierung: 15.03.2015