Bericht der 37. GHz-Tagung Dorsten 15. Februar 2014
Eine schneefreie Anreise und frühlingshafte Temperaturen waren wohl der Grund, dass Tagungsleiter Peter Hörig, DL4BBU, wieder ca. 200 Teilnehmer zur GHz-Tagung begrüßen konnte.
Blick in den Vortragssaal
Auch aus dem benachbarten Ausland waren erfreulich viele Besucher angereist. Unter ihnen einige bekannte "Mikrowellen-EME-ler" (ON7UN, PA0BAT und HB9BBD) und auch die frischgebackenen 122 GHz-Weltrekordler aus OE (OE2JAM, OE4WOG und OE5VRL).
Das Treffen wurde wie gewohnt vom DARC OV Herrlichkeit Lembeck, N38, in Zusammenarbeit mit dem DARC-Distrikt N und der VHS Dorsten organisiert.
Vor Beginn der Vortragsreihe nahm der DARC-Referent UKW-Funksport, Martin Henz, DL5NAH, traditionell die Siegerehrungen in den drei Kategorien des UKW-Contest-Pokals vor. Mit Rücksichtnahme auf das "stramme" Vortragsprogramm fiel seine statistische Auswertung des Contest-Geschehens des vergangenen Jahres dankenswerterweise kurz aus.
Verleihung der Contest-Pokale - wie immer volle Bühne
Verleihung der Contest-Pokale - der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern...
Der erste Referent der Vortragsreihe, Peter-Jürgen Gödecke, DJ7GP - ein ausgewiesener Experte für GPS-disziplinierte Oszillatoren für Mikrowellen-LOs - (siehe sein Vortrag 32. GHz-Tagung) dokumentierte die rasante Entwicklung auf diesem Fachgebiet. Durch den Aufbau und praktischer Tests von verschiedenen Oszillatoren, sammelte er so viel Erfahrung, dass er eine Baugruppe entwickelte, die unter Verwendung von stromsparenden Bauelementen dem aktuellem Stand der Technik entspricht.
Carsten Vieland, DJ4GC, berichtete von seinem "Bastelprojekt" HF-Leistungsmesser bis >100 W für Frequenzen von Langwelle bis in den GHz-Bereich. In seinem Vortrag gab er Anregungen zum Selbstbau und zur Kalibrierung solcher Leistungsmesser. Zusätzlich stellte er geeignete kommerzielle Komponenten (z. B. Dämpfungsglieder) für die Nutzung in Eigenbaugeräten vor.
Alexander Kuriers, DL8AAU, referierte über automatische Rauschmessung unter Verwendung eines einfachen DVB-T Sticks. Neben grundlegenden Ausführungen, wie die Rauschzahl gemessen werden kann und welche Fehler bei den Messungen auftreten können, wurde die Eignung des DVB-T Sticks untersucht. Es wurde eine Software entwickelt, die die Rauschmessungen weitgehend automatisch durchführt.
DL8AAU bei seinem Vortrag über Rauschzahlmessungen
In der Mittagspause konnten neben den "persönlichen" QSOs auch Messungen an selbstgebauten Geräten durchgeführt werden. Ein besonderer Dank gilt den OMs von DF0MU (unter Führung von DK2FD), sowie DF9IC und DG6OBE, die ihre Messgeräte uneigennützig zur Verfügung stellten und die Messungen persönlich betreuten.
DG0VE und DK2FD an einem der Messplätze
Wer schon immer wissen wollte, wie ein QSO auf den "Terahertzen" abläuft, konnte das in einer Life-Demonstration quer über den Vorhof der VHS miterleben. Clemens Bertram, DC2CB, und Thomas Pahlke, DC9QP, von der Klubstation DL0LN hatten dafür ihre THz-Stationen aufgebaut.
Es gab noch eine weitere erwähnenswerte Aktion. Dirk Fischer, DK2FD, hatte bereits im Vorfeld der Tagung angeboten, die analogen Video-Aufzeichnungen aller bisherigen GHz-Tagungen zu digitalisieren. Während der Mittagspause konnten Interessenten diese digitalen Aufzeichnungen erwerben bzw. selbst auf mitgebrachte Rechner überspielen. Bei Interesse an diesen Aufzeichnungen, bitte direkt Kontakt zu Dirk aufnehmen.
Rolf Niefind, DK2ZF, gehört zum "Urgestein" der 10 GHz-Szene und war einer der Ersten, der in den 70-iger Jahren auf dem "X-Band" QRV war. Er ist deshalb prädestiniert, einen historischen Abriss über die technische/betriebstechnische Entwicklung des 10 GHz-Bandes zu geben. Rolf hat sich bereiterklärt, in seiner "Mottenkiste" nach den entsprechenden Dokumenten zu suchen und hat diese in Form eines Video-Vortrages aufgearbeitet.
Wolf-Henning Rech, DF9IC, referierte in seiner gewohnten professionellen Art über Leistungsverstärker für 432 MHz im Leistungsbereich 600-700 W und für 1296 MHz für 150 W. Alle Verstärker arbeiten mit Transistoren (LDMOS), die teils in der nahen Vergangenheit, teils aktuell als Surplusware zu kaufen sind. Die Module zeichnen sich durch einen abgeschirmten Aufbau im Weißblechgehäuse aus. Überlegungen zur Bauteilewahl und zum allgemeinen Aufbau solcher Verstärker hat Wolf-Henning detailliert in seinem Vortrag erläutert.
Jeder "GHz-ler" weiß, dass die Kenntnis der genauen Frequenz eine Voraussetzung für einen schnellen Verbindungsaufbau im Contest oder bei Tests über große Entfernungen ist. Bis vor nicht allzu langer Zeit war der OCXO (DF9LN, G8ACE usw.) das Maß der Dinge. Diese LOs besitzen eine gute Kurzzeitstabilität, die absolute Frequenzgenauigkeit ist jedoch nicht gegeben. Das änderte sich mit der Einführung von GPS angebunden LOs (DB6NT, DF9IC u. a.). Diese, auf PLL basierenden Schaltungen mit angehängten Mirocontrollern, haben jedoch den Nachteil, dass sie auf bestimmte vom Entwickler vorgegebene Parameter, wie LO und Referenz-Frequenzen, festgelegt sind. Da es jedoch verschiedene Frequenzaufbereitungskonzepte sowie je nach Verfügbarkeit von 10 MHz abweichende Referenz-LOs gibt, entwickelte Johannes Wimmer, OE2JOM, eine Schaltung, die die vorgenannten Einschränkungen nicht hat.
Dass ein Weltrekord nicht so einfach vom österreichischen Himmel fällt, demonstrierten Wolfgang Hoeth, OE4WOG, und Rudolf Walkobinger, OE5VRL, in ihrem gekonnten "Doppelvortrag". Beide schilderten den langen Weg von der Entwicklung der Gerätetechnik und der Sammlung von Erfahrungen, bis es endlich soweit war, einen Weltrekord auf 122 GHz aufzustellen.
Das Vortragsprogramm der Tagung wurde mit einem weiteren "Highlight" durch Frank Schmähling, DL2ALF, abgeschlossen. Er referierte über die Nutzung von Flugzeugreflexionen (Aircraft Scatter =AS) zur Reichweitenerhöhung von Amateurfunkverbindungen auf Frequenzen vom VHF- bis in den GHz-Bereich. Frank entwickelte die Software "AirScout", um ein leicht bedienbares Hilfsmittel für Funkamateure bereitzustellen. In seinem PowerPoint-Vortrag erläuterte Frank im Detail die Anwendung des Programms mit dem Ziel, AS-Verbindungen genau zu planen. Höhepunkt seines Vortrages war die "Life"-Demonstration (im Vortragssaal) einer AS-Verbindung unter Benutzung der Bake OZ7IGY.
Die Aktivität der Jugendgruppe des veranstaltenden OV N38 im Vorjahr war keine "Eintagsfliege". Unter der Leitung von Klaus Roggenkamp, DK3HA, erlernten die Jugendlichen im Laufe des letzten Jahres sogar, wie man mit SMD-Bauteile umgeht und waren so in der Lage, in diesem Jahr ihre Hilfstools (SSB-Tacker und Bakengeber) für die "Gigahertzler" in Miniaturausführung anzufertigen. Auf die Bitte von Klaus hin, richtete unser Webmaster, Ralf Benninghoff, DG6EA, einen Download-Bereich auf der GHz-Seite ein, wo man sich die Projekte der Jugendgruppe (und auch andere GHz-Tools) in Form von Schaltungs- und Platinenvorlagen herunterladen kann.
Die Jugendgruppe "EADR" des DARC OV N38 mit ihrem Leiter, DK3HA
Peter Raichle, DJ6XV, leitete wie immer die Abschlussdiskussion. Trotz seiner beharrlichen Nachfragen, was verbesserungswürdig sei, bekam er kein so rechtes Echo von den Teilnehmern. Im Gegenteil, das ausgewogene Vortragsprogramm und der Einsatz der Referenten wurden allgemein gelobt.
Wie bereits zur letzten Tagung bekanntgegeben, hat Wolfgang Rönn, DG3KCR, das "Amt" der Videoaufzeichnung aller Vorträge von Heinrich Frerichs, DC6CF, übernommen und damit die digitale Aufzeichnung der Tagung für die kommenden Jahre gesichert (bei Interesse an Wolfgangs Aufzeichnungen, bitte direkt an ihn wenden).
Michael Wittemeier, DG4DW, hat eine tolle Leistung vollbracht! Bereits am Abend nach der Tagung stellte er viele Fotos vom Tagungsgeschehen ins Netz, so dass auch den Zuhausegebliebenen das Gefühl vermittelt wurde, an der Tagung teilgenommen zu haben. Deshalb bitte unbedingt seinen Blog: http://dg4dw.wordpress.com besuchen.
Peter Hörig, DL4BBU
letzte Aktualisierung: 20.03.2014