Bericht der 41. GHz-Tagung Dorsten 17. Februar 2018
Es ist eine glückliche Fügung, dass Dorsten einen Bürgermeister hat, der Dipl.-Physiker ist. Mit seinem fachlichen Hintergrundwissen braucht er nicht lange angebettelt zu werden, um die Teilnehmer einer Tagung zu begrüßen, die sich mit den "Gigahertzen" beschäftigt. Das hat Bürgermeister Tobias Stockhoff auch in diesem Jahr getan und gleich angemerkt, dass die jährliche GHz-Tagung die einzige technisch-wissenschaftliche Fachtagung in seiner Stadt sei.
Eine erfrischend kurze und witzige Abhandlung über die kleinen Unterschiede im Verhalten der lokalen Bevölkerungsgruppen in NRW rundete seine Begrüßung ab.
Der Bürgermeister sollte auch im nächsten Punkt der Tagung - der Verleihung des Förderpreises der GHz-Tagung - nochmals zum Einsatz kommen.
Der Tagungsleiter, Peter Hörig, DL4BBU, übergab dazu dem DARC-Vorstandsmitglied Christian Entsfellner, DL3MBG, das Mike zu einer Laudatio, die nicht sofort den Preisträger benennen sollte, sondern erst schrittweise das Geheimnis lüftete, wer der diesjährige Preisträger sein wird. Noch vor Ende des Ablaufs der umfangreichen Laudatio war klar, dass es Michael Kuhne, DB6NT, sein würde.
Michael bereichert seit langer Zeit mit seinem Wissen und seiner Erfahrung die Mikrowellenszene. Ohne die zahllosen Baubeschreibungen von DB6NT wären sicherlich viele Funkamateure weltweit nicht auf den GHz-Bändern QRV. Er ist trotz seiner beruflichen Belastung nach wie vor begeisterter Funkamateur. Regelmäßig belegt DB6NT in UKW-Contesten die vordersten Plätze.
Bleibt noch anzumerken, dass die Trophäe des Förderpreises - ein Duoband-Erreger für 10 und 24 GHz - von Rudi Reese, DK8QU, gespendet wurde.
Bild 1: Christian, DL3MBG, übergibt den Förderpreis an Michael, DB6NT
Der versprochene Einsatz des Bürgermeisters kam in Anschluss an die Preisübergabe in der Form, dass er von außerhalb des Tagungsraums in seinem ersten QSO (auf 10 GHz) als DN1GHZ die Glückwünsche der Stadt Dorsten an Michael übermittelte, was mit Beifall von den Zuhörern belohnt wurde.
Bild 2: Michael, DB6NT, im "Glückwunsch-QSO" mit dem Bürgermeister
Die traditionelle Verleihung der UKW-Contestpokale erfolgte durch die anwesenden DARC-Vorstandsmitglieder DL3MBG und DG3ET (Anmerkung der Redaktion: Der gerade neu in den Vorstand des DARC gewählte OM Werner Pokropp, DG3ET, ist infolge eines Autounfalls ca. drei Wochen nach der GHz-Tagung verstorben).
Der ebenfalls anwesende DARC-Referent für Conteste, Paul Schimanski, DF4ZL, nutze die Gelegenheit, um sich den GHz-Contestern erstmalig persönlich vorzustellen und informierte über Änderungen und Ergänzungen der UKW-Contest-Auswertung. Für das Contest-Jahr 2018 wird es aber keine nennenswerten Regeländerungen geben. Einige Themen, wie z. B. die Regelung der Chatbenutzung im Contest oder veränderte Endzeiten werden allerdings bereits diskutiert.
Zum Abschluss des Vormittags übernahm nochmals Christian, DL3MBG, das Wort und berichtete über die wichtigsten Themen der IARU-Tagung 2017 in Landshut, die für uns GHz-Funker relevant sind. So soll im Zuge des Breitbandausbaus das 3,4 GHz-Band geschützt werden, indem es wirkungsvoller in die Contestaktivitäten eingebunden wird. Weiterhin wurde ein Antrag für die Einführung einer Single Op Low Power-Klasse angenommen, um die zu beobachtende Tendenz von "Materialschlachten" in einem vernünftigen Rahmen zu halten.
Die anschließende Mittagspause konnte wieder fakultativ für Messungen an mitgebrachten Baugruppen bzw. Geräten genutzt werden. Die Messexperten Jochen Frieling, DG6OBE, und Jos Disselhorst, PA3ACJ, mussten wegen Erkrankung kurzfristig absagen, so dass nur Dirk Fischer, DK2FD, Messgeräte für den GHz-Bereich bereitstellen konnte.
Carsten Vieland, DJ4GC, eröffnete die technische Vortragsreihe des Nachmittags mit einem detaillierten Vortrag über PLL-Synthesizer als "Ersatz" für die konventionellen Transverter-LOs. Carsten konnte die dabei erreichte Signalqualität auch gleich "in-situ" akustisch demonstrieren, indem er dafür die noch aufgebauten 10 GHz-Stationen für die Übertragung benutzte.
Roland Becker, DK4RC, bekannt für seine locker-heitere Art des Vortragens, berichtete über die eingesetzte Technik, die Ergebnisse und besonderen Erlebnisse der nun schon bekannten Mikrowellen-DXpeditions-Gruppe, die sich nach den Aktivitäten im Ostseeraum dieses Mal Standorte beidseitig des Ärmelkanals ausgesucht hatten, um über 115 QSOs auf 10 GHz und höher durchzuführen und dabei bemerkenswerte 18 Landeserstverbindungen zu erreichen. Bei seiner Rückschau auf die eingesetzte Technik, hob Roland besonders die Station von Gert, DG8EB, hervor, der es fertiggebracht hat, alle Bänder von 24- bis 241 GHz in einem Gehäuse unterzubringen! Diese "high-end" Portable-Station konnte zur Tagung besichtigt werden und Gert beantwortete geduldig die Fragen der Interessenten.
Bild 3: Multiband-Transverter von Gert, DG8EB
Bahnbrechend war der Vortrag von Dominique Fässler, HB9BBD, der über seine Versuche berichtete, höhere Leistungen im 10 GHz-Band ohne den Einsatz von sonst üblichen TWTs oder der aufwändigen Zusammenschaltung mittels Magic-Ts zu erreichen. So koppelte er vier 60 W-Verstärker verlustfrei in einen Hohlleiter-Combiner ein und erzielte damit ca. 250 W Out bei einem Wirkungsgrad von ca. 21 %.
Sigurd Werner, DL9MFV, stellte zu Beginn seines Vortrages die provokative Frage, ob die Beschäftigung mit "Terrahertzen" eine Spielwiese für "Spinner" sei. Anhand von Anwendungsbeispielen zeigte er, dass es eine ganze Reihe von potenziellen Einsatzmöglichkeiten im spektralen THz-Fenster gibt. So werden zurzeit militärische Kampfhubschrauber mit einem sogenannten "THz-Radar" bei 245 GHz (!) ausgerüstet, um feindlichen Beschuss frühzeitig erkennen zu können. Sigurds eigentliches Vortragsthema aber war der Aufbau eines Transverters für 242 GHz. Durch den Einsatz einer aufwändigen Technik (z. B. Herstellung von Substrat auf der Basis von Quarz, Dicke 50 µm) ist es ihm gelungen, auf dieser Frequenz immerhin eine Leistung von 1,3 mW zu erreichen. Allein diese Leistung zu messen, bedarf es eines hohen Aufwandes, wie Sigurd eindrucksvoll demonstrieren konnte.
Damit aber nicht genug. Da es ihm - nach seiner eigenen Aussage - nicht "langweilig" werden soll, befasst er sich seit kurzem mit der Konstruktion von Transvertern für das 510 GHz-Band (Wellenlänge 0,6 mm!). Mit einer dafür notwendigen, filigranen Mechanik hat er immerhin schon Transverter aufgebaut und bereits ein QSO quer durch ein Zimmer geschafft!
Peter-Jürgen Gödecke, DJ7GP, berichtete über die doch recht aufwändige Aufnahme des Richt- oder Strahlungsdiagramms und die Ermittlung der Ausbildung der Zirkularpolarisation von sogenannten Septumsfeeds. Er und Peter, DG5ACX, haben sich dieser Aufgabe gestellt und Messungen an drei verschiedenen Erregerfeeds für das 13 cm und 10 GHz-Band vorgenommen und die Ergebnisse anhand von diversen Darstellungen umfangreich grafisch dokumentiert.
Hans Wimmer, OE2JOM, referierte über die Konstruktion von Hohlleiterschaltern. Die neue Transverter-Generation von Kuhne electronic, DB6NT, für 47 und 76 GHz verlangt eine Anpassung der Antennenumschalter. Welche Kriterien dafür notwendig sind und welchen mechanischen Aufwand es bedarf, um solche Hohlleiterschalter aufzubauen, zeigte Hans (Co-Autor OE5VRL) eindrucksvoll in seinem Vortrag.
Im Rahmen dieser Berichterstattung detailliert auf jeden Vortrag einzugehen, ist nicht möglich. Wer sich jedoch intensiv mit den einzelnen Vorträgen befassen will, kann sie im Tagungsband nachlesen. Zusätzlich sind folgende Beiträge und Bauanleitungen enthalten:
- QSO im Rotlichtbereich (DK3HA)
- Moon Moise Meter (DB6NT)
- Signalquelle von 5 bis 76 GHz (DK3HA)
- Low Cost 500 W-Dummyload (DK3HA)
Peter Hörig, DL4BBU
letzte Aktualisierung: 07.04.2018