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Bericht der 35. GHz-Tagung Dorsten 11. Februar 2012

Dem Tagungsleiter Peter Hörig, DL4BBU, war es quasi anzusehen, dass er glücklich war, den Teilnehmern ein volles Vortragsprogramm anzukündigen. Er berichtete bei der Begrüßung der Teilnehmer, dass es Anfang Dezember überhaupt nicht nach einer Durchführung der Tagung ausgesehen habe, da zu dieser Zeit gerade ein Vortrag vorlag. Dank des daraufhin eingeleiteten "Hilferufes" an die GHz-Gemeinde mit der Bitte, mögliche Kandidaten für einen Vortrag auszumachen, kam es zu so viel Zusagen, dass nicht alle Vorträge aufgenommen werden konnten, da das den Zeitrahmen der Tagung dann endgültig gesprengt hätte (die Mittagspause musste bereits verkürzt und der Vortragsrahmen verlängert werden).

Diese gemeinschaftliche, erfolgreiche Initiative zur Absicherung der Tagung zeigt, dass die GHz-Tagung durchaus noch ihre Daseinsberechtigung hat und offensichtlich bei den GHz-Amateuren immer noch beliebt ist.

Wie immer wurde das Treffen vom DARC OV Herrlichkeit Lembeck, N38, in Zusammenarbeit mit dem DARC Distrikt N und der VHS Dorsten organisiert und es wurden über 180 Besucher registriert.

Nach der Vorstellung der Teilnehmer und einer kurzen Grußadresse des VUS-Referenten des DARC, Jochen Berns, DL1YBL, die vom Tagungsleiter vorgetragen wurde, nahm der DARC-Referent UKW-Funksport, Martin Henz, DL5NAH, die mit Spannung erwartete Auszeichnung der Sieger in den drei Wertungskategorien des UKW-Contest-Pokals vor - schon traditionell verbunden mit einer statistischen Analyse des vergangenen Contestjahres.

Seitdem er "Berufsamateur" ist, hat der erste Vortragende, Carsten Vieland, DJ4GC, nun so viel Zeit, um wieder auf den GHz-Frequenzen "zu basteln". Für den Aufbau eines Maßsystems für die höheren GHz-Bänder benötigte er einen stabilen Oszillator. Aus der Vielzahl der Lösungsansätze hat er einen mechanisch abstimmbaren Hohlraumresonator als Oszillator "erfunden", der eine stabile Frequenz im Bereich von 4-11 GHz erzeugen kann. Ein so verblüffend einfacher Aufbau, dass sich jeder "Gigahertzler" gefragt hat, warum ihm das nicht schon eingefallen ist. Die angeregte Diskussion am Ende es Vortrages zeigte, wie dankbar Carstens Erfindergeist angenommen wurde.

Als der nächste Vortragende, Michael Kuhne, DB6NT, hörte, dass es an Vorträgen mangelte, hat er sich sofort bereit erklärt zu helfen. Sein ursprünglich als "Pausenfüller" geplanter Vortrag entwickelte sich zu einem höchst interessanten Vortrag über seinen neu entwickelten "quasi"-Einplatinen-Transverter (das notwendige Filter ist bereits integriert) für das 24 GHz-Band. Dieser komplette Transceiver (nur der LO-Baustein muss extern hinzugefügt werden) darf als richtungsweisend bezeichnet werden und wird mit Sicherheit zur Belebung des 24 GHz-Bandes beitragen.

In einem unglaublich packenden Vortrag zu EME auf 24 GHz berichtete Manfred Plötz, DL7YC, über den steinigen Weg dorthin. In allen Details schilderte Manfred den Aufbau seiner Station. Von der Auswahl der notwendiger Antenne, den Schwierigkeiten beim Tracking, über die komplizierte Sende/Empfangstechnik bis hin zur ausgefeilten Betriebstechnik wurden von ihm diskutiert. Das alles trug Manfred mit so viel Enthusiasmus vor, dass er kaum zu stoppen war, als die dreiviertel Stunde Redezeit vorbei war. Da er sich so auf 24 cm-EME konzentriert hatte, kam er nicht mehr dazu, einen kurzen Abriss der EME-Technik für 10 GHz zu geben. Vom Tagungsleiter wurde er deshalb gleich "verpflichtet", dies als Vortrag für die kommende Tagung auszuarbeiten.

Der nächste Vortragende, Ralf Wehling, DF6VW, hatte schon im Vorjahr über den Einsatz eines SDR-RX im GHz-Contestbetrieb referiert. In diesem Jahr stellte er den Einsatz des Perseus-SDR für die Bestimmung der Rauschzahl vor. Dieser Empfänger ist für die Aufgabe besonders geeignet, da das Empfangssignal direkt mit einer hohen Auflösung abgetastet und dann dem PC zugeführt wird. Die Bestimmung der Rauschzahl kann dann entweder manuell erfolgen, durch ein Programm von Rhode & Schwarz berechnet oder durch eine automatische Messung erfasst werden. Insbesondere die letztgenannte Methode wurde von Ralf ausführlich behandelt. Da das Messprogramm eine "open-source" Software ist, ermunterte Ralf interessierte Benutzer zur Mitarbeit, um die zurzeit noch in der Entwicklung befindliche Software zu vervollkommnen.

In der folgenden (leider sehr verkürzten) Mittagspause gab es neben den "persönlichen QSOs" die Möglichkeit, mitgebrachte Selbstbau-Geräte zu messen. Ein besonderer Dank gilt den OMs von DF0MU (Fachhochschule Münster) unter der Führung von DK2FD mit seiner Mannschaft, sowie DF9IC und DG6OBE, die ihre Messgeräte zur Verfügung stellten und die Messungen persönlich betreuten. Damit hat sich der Trend fortgesetzt, wieder umfangreiche Messmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, was die Tagung noch attraktiver macht.

Breits im Vorjahr hatte Dirk Fischer, DK2FD, über die Kühlung von SHF-Endstufen berichtet. In diesem Jahr erweiterte er seine Ausführungen dazu, indem er anhand von "ein wenig Physik" Messmethoden für die einzelnen Parameter, wie Wärmeleitung, Wärmekapazität, usw. beschrieb und mit deren Hilfe den Aufbau einer wassergekühlten PA realisierte. Im zweiten Teil seines Vortrages beschrieb Dirk die Entwicklung eines "HF-Taschenrechners", der in Zeiten von PDAs, Tablet-PCs, Smartphones durchaus seine Berechtigung hat. Dazu werden programmierbare "Oldtimer" (Basic-Rechner wie z. B. SHARP E-500) eingesetzt, auf denen dann Apps für den Amateurfunk/GHz-Anwendungen programmiert werden. Das Projekt wird besonders von den Studenten der Fachhochschule Münster vorangetrieben und Dirk forderte Interessierte auf, sich an dem Projekt zu beteiligen. Einen Vorschlag für eine ToDo-Liste für den GHz-Bereich gibt es bereits und kann von der Fachhochschule angefordert werden.

Harald Gerlach, Dl2SAX, gab in seinem Vortrag eine Einführung in die wichtigsten Parameter (wie Wellenwiderstand, Verkürzungsfaktor, Dämpfung) von zurzeit auf dem Markt befindlichen dämpfungsarmen Koaxkabeln. Nachdem RG 58 und RG213 für viele Jahre die verfügbaren Koaxkabel für uns Funkamateure waren, hat sich die Situation durch die Entwicklung in Richtung dämpfungsärmerer Kabeltypen stark verbessert. Harald beendete seinen Vortrag mit einer "Bastelstunde", indem er zeigte, wie man ohne zu löten im harten Contestbetrieb an ein Koaxkabel einen Stecker in kürzester Zeit montieren kann. Da es während seiner Darstellung viele sogenannte helfende Hinweise gab, war das ein heiterer Abschluss seines Vortrages.

Jochen Frieling, DG6OBE, ein Newcomer unter den Vortragenden der GHz-Tagung, referierte in einem technisch sehr anspruchsvollen Vortrag über die Auswahl von GPS-Empfängern zum Einsatz bei der Referenzerzeugung für Frequenzaufbereitungen. Nachdem er die theoretischen Grundlagen für solche Messungen hergeleitet hatte, wurden verschiedene GPS-Empfänger auf ihre Eignung untersucht. Mit speziellen Timing-Empfängern, richtig eingesetzt, können Quarzoszillatoren und eine hohe Stabilität im Kurz- und Langzeitbereich erreichen. Besonderer Dank gilt Jochen für seine Aktivität, nun schon zum zweiten Mal Messungen von Frequenznormalen und Oszillatoren während der Tagung durchgeführt zu haben.

Hartmut Päsler, DL1YDD, als "Abgesandter" der AMSAT-DL, berichtet in seinem PowerPoint-Vortrag eindrucksvoll über den Deep-Space-Empfang mit dem 20 m-Spiegel in Bochum. Ausgehend von der Renovierung der 40 Jahre alten Technik, analysierte Hartmut detailliert die Anforderungen an die notwendige Technik und deren Umsetzung, die einen Empfang von soweit entfernten Objekten wie die Saturnsonde Cassini, Voyager-1 (in ca. 15 Mrd. km Entfernung!) überhaupt erst möglich macht. Es war beeindruckend zu sehen, welch ein enormer Aufwand an Material und Zeit notwendig war, um das hochgesteckte Ziel der Nutzung des 20 m-Spiegels für eben den Empfang von DEEP-SPACE-Signalen und die Nutzung für den Amateurfunk (insbesondere EME auf den GHz-Frequenzen) zu erreichen.

Letzter in der Vortragsreihe war Alexander Kurpiers, DL8AAU, der über ein Rotorsteuergerät mit PC-Steuerung für Mikrowellenanwendungen referierte. Ausgehend von der Tatsache, dass gängige Antennenrotoren für die kleinen Öffnungswinkel von Mikrowellenantennen nicht geeignet sind (zu ungenaue Anzeige, zu hohe Drehgeschwindigkeit), hat Alexander ein Steuergerät entwickelt, dass diese Unzulänglichkeiten umgeht. Durch den Einsatz von Mikrocontrollern hat er dafür eine recht einfache Lösung gefunden, die er sowohl hardware- als auch softwareseitig ausführlich im Vortrag vorstellte. Am Ende führte Alexander aus, dass die Software für die vorgestellte Rotorsteuerung noch in einer aktiven Entwicklung ist und er durchaus offen für die Weitergabe der Quelltexte ist.

In der abschließenden, wie immer von Peter Raichle, DJ6XV, geleiteten Podiumsdiskussion, wurde einhellig die Vielfältigkeit der Themenbereiche und das Engagement der Referenten gelobt und zum Ausdruck gebracht. Dass das "übervolle" Vortragsprogramm eine Ausnahme gewesen ist, wurde von den Teilnehmern gewünscht und von den Organisatoren akzeptiert, da dadurch der Grundgedanke der Tagung - Gedankenaustausch und die persönliche Begegnung - zu kurz kommen. Besonders gelobt wurde wiederum, dass die Möglichkeit der Messung an mitgebrachten Geräten/Baugruppen noch weiter als im Vorjahr ausgebaut wurde und damit eine Tradition der Tagung fortgeführt werden konnte.

Um auch den Nichtteilnehmern einen Eindruck von der Tagung vermitteln, wäre es schön, wenn Fotos von der Tagung an unseren Webmaster, Ralf Benninghoff, DG6EA, zur Veröffentlichung geschickt würden. Alle Vorträge und zusätzliche Beiträge sind wie immer in einem Tagungsband zusammengefasst, der zum Selbstkostenpreis von 8,- € abgegeben wird (Details zur Bestellung sind auf der Homepage unter www.ghz-tagung.de zu finden). Weiterhin sind unter dem Menüpunkt "Rückblick" auf der Internetseite alle verfügbaren Tagungsbände inklusive der jeweiligen Inhaltsverzeichnisse aufgelistet.

Heinrich Frerichs, DC6CF, hat auch in diesem Jahr die Tagung nicht verpasst (er hat alle Tagungen ohne Unterbrechung besucht) und hat mit seiner Begleitmannschaft wie immer DVD-Aufzeichnungen gemacht. Interessenten für seine Aufzeichnungen wenden sich bitte direkt an ihn.

Peter, DL4BBU

Anregungen und Fehlermeldungen bitte an den Webmaster
letzte Aktualisierung: 01.04.2012