Bericht der 33. GHz-Tagung Dorsten 20. Februar 2010
Konnte Tagungsleiter Peter Hörig, DL4BBU, noch im Vorjahr verkünden, dass es einen noch nie vorher erlebten "Andrang" von Vortragenden gegeben hatte, so musste er enttäuscht mitteilen, dass es noch nie so schwer war, überhaupt ein Tagungsprogramm aufzustellen, da es für die 33. Veranstaltung an der Bereitschaft der "Gigahertzler" gefehlt hatte, Vorträge zu halten. Erst durch intensive "Werbetätigkeit" war es gelungen, einige der "Stamm-Vortragenden" doch noch für einen Vortrag zu gewinnen, so dass die Tagung überhaupt stattfinden konnte.
Trotz dieses Umstandes trafen sich am 20. Februar aber immerhin ca. 170 Teilnehmer aus allen Bundesländern und den Nachbarländern ON, PA0 und HB9. Als "Exot" wurde Di Xu, BG4AGM, aus Shanghai, der sich gerade auf einer Dienstreise in DL befand, mit einem besonders herzlichen Beifall begrüßt.
Wie immer wurde das Treffen vom OV Herrlichkeit Lembeck, N38, in Zusammenarbeit mit dem Distrikt N und der VHS Dorsten organisiert.
Bevor zum Tagungsprogramm übergegangen wurde, verkündete der Tagungsleiter als Novum, dass bedingt dadurch, dass nicht genügend Vorträge angeboten werden konnten, das offizielle Programm bereits um 14 Uhr enden würde, ohne die Tagung durch die gewohnte Mittagspause zu unterbrechen. Die Zeit nach dem Ende der Vorträge stand somit den Besuchern für persönliche Gespräche und Messungen an den bereitgestellten Messplätzen zur Verfügung, wovon lebhaft Gebrauch gemacht wurde.
Wie schon traditionell eingespielt, begann der offizielle Teil der Tagung wie immer mit der Vorstellung aller Teilnehmer.
Danach nutze der Referent UKW-Funksport, Martin Henz DL5NAH, wie den Rahmen der Tagung zur Auszeichnung der Sieger in den drei Wettbewerbskategorien des UKW-Contest-Pokals. Bevor es zur Übergabe der Pokale kam, analysierte Martin anhand verschiedener Statistiken das vergangene Contestjahr. Bemerkenswert zu erwähnen, dass die Zahl der eingesandten Logs im vergangenen Contest-Jahr auf dem Niveau des Vorjahres lag.
In der Kategorie Einmannstationen gab es dieses Mal ein noch nie bisher erreichtes Ergebnis. Vater und Sohn teilten sich die beiden ersten Plätze, wobei Vater Michael Kuhne, DB6NT, diese Mal noch seinen Sohn Matthias, DK5NJ, auf den zweiten Platz verweisen konnte. Dritter wurde Uwe Zemke, DL1SUZ, aus dem "hohen Norden".
In der Mannschaftswertung wurden die "Seriensieger" DL0GTH (nach ihrer schöpferischen Pause in der Südsee, wie auf ihrer Homepage verkündet) wieder Erste. Die "ewig Zweitplazierten", DM7A, erkämpften sich mit einem hauchdünnen Vorsprung wieder diesen gewohnten Platz vor dem Team von DF0MU.
In der Kategorie Ortsverbandswertung gab es einen Kantersieg des OV Naila (B23) mit einem Rekordergebnis vor unglaublichen 48.000 Punkten. Die bisherigen "Abonnement-Sieger" OV Elbe-Elster (Y43) wurden dadurch auf den zweiten Platz verdrängt, gefolgt von den Mitgliedern des stark verbesserten OV X06 aus Sömmerda.
Bereits zur 31. GHz-Tagung hatte der damals 11-jährige Manuel, DO6NX - ein Mitglied der GHz-Funkerfamilie um Vater Lorenz Oelschlegel (DL6NCI) - über seine beim Contest gemachten Erfahrungen "erfrischend" berichtet. Für die diesjährige Tagung hatte er sich (sich selbst nun schon als "OM" bezeichnend) vorgenommen, mit seiner Schwester Sabrina (DB6NI), die seit 2002 lizenziert ist, einen Rückblick auf das Contestjahr 2009 aus der Sicht des so überlegenen Pokalsiegers OV Naila (B23) zu geben. Zunächst wurde von beiden statistisch ausgewertet, wie sich die Punktzahlen der Sieger in den drei Pokalwertungs-Kategorien in der letzten Contest-Saison und seit 2001 entwickelt haben. War das noch etwas "trockener" Stoff, so wurde es "lebendiger", als sie von den unvermeidlichen Pannen und Leidensgeschichten der 26 im Contest aktiven Mitglieder in Wort und Bild berichteten. Zu regelrechten Lachsalven kam es, als beide einen Comedy-reifen Ausblick auf das Contestjahr 2048 gaben. Der Mannschaft von DL0GTH wurden Bärte auf einem Foto "angeklebt" und augenzwinkernd unterstellt, dass sie die Wertungs-Kategorie WG02 zum 50. Mal gewonnen hätten. Einer Klubstation aus dem Münsterland (Kenntnis des Rufzeichens wurde vorausgesetzt) wurde unterstellt, dass diese in 2048 ihre 1000. Antenne montiert und für die Stromversorgung aller Stationen ein eigenes Kraftwerk benötigte. Nach dem Abklingen des Beifalls für diese gelungene Einlage beklagten beide, dass die Jagd nach immer mehr Punkten in den einzelnen Wertungsgruppen Gefahr läuft, langweilig zu werden. Welche Herausforderungen auf dem Gebiet der Contest-Tätigkeit gäbe es denn noch zu erreichen? Aus einer ganzen Reihe von Möglichkeiten seien nur erwähnt: erreichen von Platz 1-3 in WG01 und gleichzeitig Platz 1 in WG03 (was ja der OV Naila fast geschafft hätte!). Ein weiteres Ziel wären 100.000 Punkte in der OV-Wertung - oder 100 QSOs auf 10 GHz in der Einmann-Wertungsgruppe. Da das als schwierig, aber machbar, eingestuft wurde, riefen beide auf, dafür vielleicht einen Pokal zu spenden. DJ6XV, der "Vater" der GHz-Tagung griff diese Idee sofort auf und verkündete, dass die GHz-Tagung für die Erfüllung dieser Herausforderung einen Pokal stiften würde.
Als Erster des dann folgenden "technischen" Vortragsprogramms übernahm Jürgen Dahms, DC0DA, das Mikrofon. Wie schon gewohnt, hatte Jürgen auch in diesem Jahr sein Versprechen wahr gemacht und seinen Vorträg schon kurz nach der letzten Tagung eingereicht. Besonderen ham-spirit zeigte er, als er erfuhr, dass es an Vorträgen mangelte. Sofort erklärte er sich bereit, zusätzlich noch einen Vortrag zu halten. Mit diesem Zusatz-Vortrag begann Jürgen auch gleich. Er berichtet über die ersten Schritte auf 134 GHz. Nachdem Jürgen mitgeteilt hatte, dass die Erstverbindung auf diesem Band zwischen ihm und DF6VB/p am 29.06.2009erfolgte, ging er auf die Besonderheiten des Aufbaus eines Transverters für dieses Band ein. Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine GHz-Module zur Verfügung stehen, die genügend hohe Oszillatorleistung erzeugen können, ist mit zwei umschaltbaren OCXO-Bausteinen - einer für den Empfangsmischer, der andere für den cw-Sender - zu arbeiten. Wie immer erläuterte Jürgen detailliert die Grundlagen für das Grundkonzept des Transverters und den mechanischen Aufbau, so dass ein Nachbau für erfahrene "GHz-ler" durchaus möglich ist.
Carsten Vieland, DJ4GC, war in den "früheren" Jahren der Tagung ein sehr aktiver Vortragender. Viele innovative Ideen - insbesondere aus dem Bereich der Messmittel - waren sein spezielles "Arbeitsgebiet". Angesprochen darauf, dass es der diesjährigen Tagung an Vorträgen mangelt, erklärte sich Carsten bereit, mit zwei Kurzbeiträgen die Tagung zu unterstützen.
In seinem ersten Beitrag berichtete Carsten über den Bau und die Anwendung eines Resonanzmeters, das Messungen an Schwingkreisen bis weit in den GHz-Bereich zulässt. Angelehnt an das klassische Dip-Meter hatte er die Idee, dass anstelle eines aktiv schwingenden Oszillators der resonanzbedingte Energieentzug (wie beim Dip-Meter) auch mithilfe eines Reflektometers festgestellt werden könnte. Dabei könnte der zu untersuchende Schwingkreis mittels einer induktiven Koppelsonde (oder direkt über eine BNC-Buchse)mit einer Messbrücke in Kontakt gebracht werden. Das dafür notwendige Oszillatorsignal wird von einem externen Messsender bereitgestellt.
Basierend auf diese Grundidee entwickelte Carsten die Schaltung für ein solches Resonanzmeter und erläuterte die Wirkungsweise anhand von konkreten Messobjekten.
Sein zweiter Vortrag "Zweifrequenz-Generator für 144 MHz (auch) für Leistungsendstufen" hörte sich im ersten Moment nicht so sehr nach "Gigahertz" an. Im Verlauf des Vortrages wurde aber schnell klar, dass es hier nicht nur um Technik für das "niederfrequente" 2m-Band handelte, sondern Carsten Vieles durch seinen Vortrag wieder "auffrischte", was für jeden GHz-Amateur notwendiges Basiswissen darstellen sollte. So behandelte er zunächst das Problem der Intermodulation bzw. Messung des Interceptpunktes auf eine sehr anschauliche Art und für jeden leicht verständlich, ohne die sonst übliche höhere Mathematik dafür zu bemühen. Bei der Beschreibung der für derartige Messung notwendigen Zweifrequenz-Generatoren erläuterte er quasi als "Abfallprodukt" das Problem der Erzeugung von spektral sauberen Quarzoszillator-Signalen (ein "unendliches" Thema, das schon von vielen Vortragenden der Tagung behandelt wurde). Anhand vieler Spektrometer-Darstellungen visualisierte er die Auswirkungen der verschiedenen Maßnahmen, die letztendlich zu dem gewünschten "sauberen" Oszillatorsignal führen.
Für seinen "Zusatzvortrag" stand Jürgen, DC0DA, noch einmal auf dem Podium, um über die Entwicklung der Transvertertechnik - ohne Bondtechnik - auf 76 GHz zu berichten. Er begann mit einem historischen Abriss der technischen Weiterentwicklung auf dem 76 GHz-Band, indem er die Frequenzfahrpläne, die erzielten Ausgansgleistungen und Empfangs-Rauschzahlen seit Ende 1991 bis heute auflistete. Danach ist heute in konventioneller Hohlleiter-Technik und bei Einsatz einer Varactordiode eine Ausgangsleistung von 14 mW (in cw) zu erreichen. Letzter Stand der Technik ist allerdings der in Bondtechnik ausgeführte Verstärker von Michael, DB6NT, mit einer Ausgangsleistung von 50 mW und einer Rauschzahl von 8 dB. Da auf diesen Verstärker-Baustein in absehbarer Zeit nicht zugegriffen werden kann, bleibt nur, die konventionellen Verstärker zu optimieren. Was dafür zu tun ist, erläuterte Jürgen im weiteren Verlauf seines Vortrages und endete mit einem konkreten Aufbauvorschlag eines Sende-Empfangsmischers, der die erwähnte Leistungssteigerung auf 14 mW erzielt.
Michael Kuhne, DB6NT, auch einer der "Vortrags-Veteranen" der GHz-Tagung, der sich ebenfalls bereit erklärte einen Vortrag zu halten, als er erfuhr, dass es an selbigen noch recht mangelte. Als letzter Vortragender referierte Michael über den 1,3 GHz-Transverter MKU 13G2B - eine Weiterentwicklung der 1992 und 2000 veröffentlichten Schaltungen. Der von DB6NT überarbeitete Transverter bietet überzeugende technische Daten und eignet sich aufgrund der kleinen mechanischen Abmessungen hervorragend für den portablen oder stationären Einsatz. Durch den Einsatz geeigneter Leistungsverstärker lässt sich dieses Transvertermodul zu einem hochwertigen Sende-/ Empfangssystem für das 23 cm Band erweitern. Sämtliche bewährten Funktionen der bisherigen Transverter wurden im neuen Design beibehalten.
Im Abschlussforum bedankte sich DJ6XV im Namen aller Besucher bei den Referenten für ihren wertvollen und uneigennützigen Einsatz.
Auch er brachte zum Ausdruck, dass es doch enttäuschend war, dass es für die diesjährige Tagung so wenig Bereitschaft gab, Vorträge zu halten. Hatte er doch in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die Tagung ja davon lebt, dass Vorträge bzw. Beiträge eingereicht werden.
Die abschließende Podiumsdiskussion ergab, dass trotz der "kleinen Schwäche" in diesem Jahr die Tagung auch im nächsten Jahr wieder stattfinden wird - mit sicherlich der gewohnten Resonanz hinsichtlich der Vorträge.
Angeregt wurde weiterhin, speziell für das "Einstiegsband" 10 GHz Vorträge zu halten mit dem Schwerpunkt, einfach aufzubauende Module zu beschreiben. Damit soll zum einen der Selbstbau gefördert und insbesondere den Einstieg von jüngeren Interessenten in die GHz-Technik angeregt werden.
Als weiterer Wunsch wurde geäußert, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen und GHz-Technik/Selbstbau-Geräte auszustellen, da dadurch Diskussionen angeregt werden, die für alle Beteiligten sehr hilfreich sind.
Auch sollte die Möglichkeit der Messung an mitgebrachten Geräten/Baugruppen noch weiter ausgebaut werden, da das wieder auf großes Interesse gestoßen war. So untersuchte Wolf-Henning Rech, DF9IC, wie bereits im Vorjahr, mittels seines "Perseus"-Empfängers die mitgebrachten SSB/CW-Transceiver bezüglich der erzeugten Oszillator-/Sendesignale. Durch den Einsatz von Konvertern für 144 und 432 MHz konnten Sendespektren von KW bis 432 MHz und Sendeleistungen bis 100 W vermessen werden. Zusätzlich brachte Wolf-Henning seinen Rauschmessplatz mit, der Rauschzahlen bis 1500 MHz (und bis 18 GHz an Transvertern) messen konnte. Dirk Fischer, DK2FD, organisierte einen Messpark, bereitgestellt von der Fachhochschule Münster, der speziell für unsere GHz-Belange (Spektrum-Analyzer, etc.) ausgelegt war. DH6WA betreute dankenswerterweise die Messungen an Selbstbaugruppen und Geräten.
DL4BBU bedankte sich besonders bei Ralf, DG6EA, der die Homepage der Tagung (www.ghz-tagung.de) vorbildlich gepflegt hat und seine IT-Kompetenz wirkungsvoll bei der Gestaltung des Tagungsbandes einsetzte.
Alle Teilnehmer wurden aufgerufen, an den Webmaster ihre Fotos von der Tagung zu senden, da diese auf der Webseite veröffentlichen werden sollen, um so auch den Nichtteilnehmern einen Eindruck von der Tagung vermitteln zu können.
Alle Vorträge/Beiträge sind wie immer in einem Tagungsband zusammengefasst, der zum Selbstkostenpreis von 8,- € abgegeben wird. Der Tagungsband ist zuzüglich der Versandkosten von 3,- € bei DJ6XV zu bestellen (Details zur Bestellung sind auf der Homepage zu finden). Weiterhin sind unter dem Menüpunkt "Rückblick" der GHz-Seite alle verfügbaren Tagungsbände inklusive der jeweiligen Inhaltsverzeichnisse aufgelistet.
Heinrich Frerichs, DC6CF, kam zum 33. Mal mit seiner Begleitmannschaft in ununterbrochener Reihenfolge zur Tagung und "filmte" wie immer den gesamten Tagungsablauf. Interessenten für seine Video-/DVD-Aufzeichnungen wenden sich bitte direkt an ihn: Heinrich Frerichs, DC6CF, Süderstraße 12, D-26835 Holtland.
Peter, DL4BBU
letzte Aktualisierung: 11.04.2010